Öl fließt nicht aus den Oliven

1
Öl fließt nicht aus den Oliven,
Wenn der Druck ausbleibt;
Fliehn die Trauben vor der Presse,
Auch kein Wein wird einverleibt.
Nardenduft nur durch Zerreibung
Kann erfülln das Haus;
Soll ich, Herr, die Leiden meiden,
Die Du liebevoll wählst aus?
  Ja, jeder Schlag ist
Nur Gewinn für mich.
Statt all dessen, was Du wegnimmst,
Gibst Du mir, Herr Jesus, Dich.
2
Spannst Du meine Herzenssaite,
Bis sie göttlich klingt?
Züchtigst Du mich stets aus Liebe,
Bis mein Herz Dir Süßres singt?
Herr, ich fürchte kein Entbehren,
Wenns mich bringt zu Dir;
Möcht mich Dir gern unterordnen,
Gottes Liebe sehn an mir.
3
Herr, mich schäme Dir zu sagen:
Oft mein Selbst noch hab,
Es zu lassen drängst geduldig,
Streifst es mir voll Liebe ab.
Ganz nach Deinem Wohlgefallen,
Wirk an mir noch mehr;
Meine menschlichen Gefühle
Nicht beacht, an mir wirk, Herr.
4
Ist Dein Sinn nicht gleich wie meiner,
Deinen Weg möcht gehn;
Wenn mich schmerzt Dein Wohlgefallen,
Soll mein Herz mit Dir doch stehn,
Möcht Dich allezeit erfreuen,
Leid ich auch Verlust;
Wenn es dient zu Deiner Ehre,
Du am Kreuz mich halten musst.
5
Dich lobpreis, auch wenn ich weine,
Und Verlust mich beugt;
Täglich Deine Süße zunimmt,
Dankbarkeit und Preis erzeugt.
Alles andre übertriffst Du,
Kostbar bist für mich:
Dass ich abnehm und Du zunimmst,
Bitt ich Dich, Herr, inniglich.