Herr, Du sagtest, bist der Weinstock

1
Herr, Du sagtest, bist der Weinstock,
Wir die Reben, wunderbar;
Doch ich bringe keine Früchte
Und der Grund ist mir nicht klar.
2
Mich danach sehn Frucht zu tragen,
Und Dein Leben mehr möcht sehn,
Deinem Thron möcht Ehre bringen,
Herr, Dein Wille soll geschehn.
3
Doch ich kann Dich nicht verstehen,
Was Du meinst mit: „Bleib in Mir“,
Wenn ich mehr versuch „zu bleiben“,
Spür ich, ich bin nicht in Dir.
4
Spüre stark, noch nicht kann bleiben;
Bete zwar und streng mich an,
Scheinst von mir weit weg zu stehen,
Keine Frucht vorweisen kann.
5
Sagtest einst, ich sei als Rebe
Nun im Weinstock, Herr, in Dir;
Wenn ich Dich als Retter nehme,
Wird's Wahrhaftigkeit in mir.
6
Bin in Dir, brauch nicht zu suchen,
Wie die Rebe kommt in Dich,
Bin bereits mit Dir verbunden,
Eins mit Dir, Herr, machtest mich.
7
Nicht mehr brauch in Dich zu kommen,
Darf bereits in Dir schon sein!
Ich bet: „Lass mich nie mehr weggehn“,
Nicht: „Bring mich in Dich hinein“.
8
Bin in Dir, bin schon in Dir, Herr!
Ganz in Dich hineingebracht;
Brauch nicht mehr zu beten, kämpfen,
Ja, Herr, Du hast dies vollbracht.
9
Bin in Dir, warum noch bitten?
Wie unwissend ich doch war!
Ich preis Dich für Deine Worte,
Bleib in Dir, wie wunderbar!
10
Ganz zur Ruhe komm in Dir, Herr,
Wenn ich lass mein altes Ich,
Du bist Kraft und Du bist Leben,
Alles bist Du, Herr, für mich.